Flugvorbereitung
Anleitung
Die Flugvorbereitung dient dazu, die Frage zu klären, ob ein sicherer, langer und legaler Flug möglich ist. Diese Frage beantwortest du in fünf Schritten, die im Folgenden erklärt werden.
Sich den Überblick verschaffen
Am Anfang steht die Analyse der allgemeinen Wetterlage, um günstige Flugtage zu erkennen und zugleich mögliche Gefahren einschätzen zu können. Die zwei wichtigsten Quellen dazu sind die Textprognose der Meteorologen (z.B. Meteo Schweiz) und eine professionelle Isobarenkarte (z.B. UKMO).
- Die Textprognose (z.B. Meteo Schweiz): Typische Begriffe in der Textprognose, die auf potentielle Gefahren hindeuten, sind: «mässiger, auffrischender, lebhafter (= mehr als 20 km/h), oder starker Wind (= mehr als 40 km/h)», Sturmböen, Gewitter, Schauer, Niederschläge, Föhn (in den Alpen), Hochnebel, tiefe Wolken oder Nebel. Vorteilhaft für einen Flug sind hingegen Begriffe wie schwacher Wind und sonniges Wetter. Achte dabei nur auf jene Aspekte der Textprognose, die für deine Flugzeit und Region relevant sind.
- Die Isobarenkarte (z.B. UKMO): Bei der Lektüre einer professionellen Isobarenkarte gilt es ebenfalls, jene Gefahren zu erkennen, die für den geplanten Flug von Bedeutung sein könnten. Wichtige Hinweise für mögliche Gefahren in deinem Fluggebiet sind eng beieinanderliegende Isobaren (PDF), Konvergenzen (PDF), Kaltfronten (PDF), ein Luftdruck unter 1016 hPa (PDF), Warmfronten (PDF), Okklusionen (PDF) und knieförmige verlaufende Isobaren entlang der Alpen (PDF). Eine Isobarenkarte kann jedoch auch auf gute Flugtage hinweisen. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn nach einer Schlechtwetterphase der Luftdruck ansteigt und die Luftdruckunterschiede geringer werden. Achte dabei nur auf die Aspekte der Isobarenkarte, die für deine Flugzeit und Region relevant sind.
Hast du die Textprognose und die Isobarenkarte gelesen, hast du bereits erste Hinweise darauf, welche Gefahren deinen Flug verhindern oder erschweren könnten. Nun geht es mit Schritt 2 darum, zu prüfen, ob diese Gefahren für deinen Flug relevant sind.
| Textprognose: Meteo Schweiz · Segelflugwetterbericht (Apr.-Sept.) | |
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Sicher fliegen
Ob ein Flug sicher ist, hängt unter anderem davon ab, wie gut jemand fliegt, ob Schirm und fliegerische Fähigkeiten zueinander passen und ob man geistig sowie körperlich fit ist. Wetterbedingungen, die für einige Pilot*innen gut beherrschbar sind, können für andere ein beachtliches Risiko darstellen.
Allgemein lässt sich jedoch sagen, dass Pilot*innen, die ihren A- oder (Low-)B-Schirm im Griff haben, in der Regel sicher fliegen können, wenn der Wind am Start- und Landeplatz schwächer als 20 km/h und in der Luft schwächer als 30 km/h ist, wenn weder Regen noch grossräumig Gewitterwolken auftreten, wenn in den Alpentälern kein Föhn weht (für Flüge in und evtl. nahe der Alpen) und wenn Start- und Landeplatz sowie der Flugweg dazwischen frei von Wolken, Nebel oder Hochnebel sind.
In Schritt 1 hast du ermittelt, welche Wetterphänomene für deinen Flug problematisch sein könnten. In Schritt 2 prüfst du nun, ob diese für deinen Flug – bezogen auf Ort, Höhe und Zeitpunkt – tatsächlich relevant sind.
- Wind: Die Windprognose (siehe z.B. ICON oder Windy) solltest du immer prüfen, da sie für die Auswahl des Startplatzes, für die Erkennung von Lee-Gebieten sowie für die Planung möglicher Streckenflüge relevant ist. Wenn die Meteorologen mässigen oder starken Wind ankündigen, solltest du auch prüfen, ob der Wind am Startplatz oder in der Luft für dich nicht zu stark ist.
- Niederschläge / Gewitterwolken: Die Niederschlagswahrscheinlichkeit und Niederschlagsintensität solltest du prüfen, wenn Meteorologen oder die Isobarenkarte auf Regen oder Gewitterwolken hinweisen.
- Föhn: Zur Sicherheit solltest du das Föhnrisiko und die Föhnströmung prüfen, wenn du in den Alpentälern fliegst – insbesondere, wenn Meteorologen eine Föhnlage prognostizieren oder die Isobarenkarte (=Föhnknie) darauf hindeutet.
- Sicht: Wenn die Textprognose der Meteorologen oder die Isobarenkarte auf Nebel (PDF), Hochnebel (PDF) oder tiefe Wolken hinweisen, gilt es zu prüfen, ob Start- und Landeplatz sowie der Weg dazwischen nicht davon betroffen sind. Entsprechende Hinweise sind u.a. auf burnair.cloud und in Windy (Sicht, Wolkenuntergrenze) finden.
In der Regel weisst du nach Schritt 2, ob ein sicherer Flug möglich ist. Wenn dies der Fall ist und du länger fliegen möchtest, beschäftigst du dich als Nächstes mit Schritt 3.
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| Sichtweite: burnair · Windy (Sichtweite · Wolkenuntergrenze) | 
Länger fliegen
Du hast festgestellt, dass ein sicherer Flug möglich ist. Nun möchtest du aber auch wissen, ob du länger fliegen kannst. Die beiden wichtigsten Phänomene, die lange Flüge mit einem Gleitschirm ermöglichen, sind Thermik und dynamischer Aufwind (Soaring), siehe PDF. In dieser Rubrik liegt der Fokus auf Thermik (PDF).
Es gibt viele Tools für Thermikprognosen. Diese sind oft zu optimistisch und daher nur bedingt zu empfehlen. Zuverlässiger sind Thermikprognosen, die auf Previtemps basieren. Wer sich die Zeit nimmt, den Umgang mit Previtemps (PDF) zu erlernen, erhält ein wertvolles Werkzeug, um gute Thermiktage zu erkennen und fliegerisch beachtliche Fortschritte zu erzielen.
In den Previtemps wird u.a. die Temperatur der Atmosphäre dargestellt: Sinkt die Temperatur der Atmosphäre mit zunehmender Höhe stark ab (etwa -1 °C pro 100 m), ist dies ein Hinweis auf gute bis starke Thermik. In einem Previtemps zeigt sich das durch eine Temperaturlinie, die um 45° nach links geneigt ist. Verläuft die Temperaturlinie der Atmosphäre vertikal (= ca. -0.5 °C pro 100 m), weist dies auf schwache oder mässige Thermik hin. Neigt sich die Temperaturlinie der Atmosphäre 45° nach rechts, liegt eine Isothermie vor; bei mehr als 45° eine Inversion. Sowohl bei einer Isothermie als auch bei einer Inversion ist brauchbare Thermik in dieser Höhe unwahrscheinlich bis unmöglich.
 
  
 
Es gibt noch weitere Aspekte, die für einen guten thermischen Tag relevant sind, wie die Luftfeuchtigkeit und die Windstärke. Erklärungen dazu würden allerdings zu weit führen.
Kommen wir nun zur Thermikprognose:
- Previtemps: Vereinfacht gesagt, liegt ein guter thermischer Tag vor, wenn die Temperatur der Atmosphäre auf Flughöhe um 0,7 bis 1 °C pro 100 m abnimmt (die Temperaturlinie im Previtemps ist um 15° bis 45° nach links geneigt), der Wind schwach oder leicht mässig weht und die Luft nicht zu feucht ist. Ideale Bedingungen liegen insbesondere dann vor, wenn trockene Luft oder eine Inversion in grosser Höhe die Bildung von Gewitterwolken erschweren.
- Sonnenscheindauer: Auch bei bewölktem Himmel ist Thermik möglich, wenn die Atmosphäre labil ist. Dennoch verbessert sich die Chance für brauchbare Thermik, wenn die Sonne den Boden ungestört von Wolken erwärmen kann. Daher kann es interessant sein, mithilfe der Prognose der Sonnenscheindauer herauszufinden, wie viele Sonnenstunden am geplanten Tag im Fluggebiet zu erwarten sind.
Nach den Schritten 2 und 3 weisst du nun, dass du einen sicheren und hoffentlich auch schönen thermischen Tag vor dir hast. Bevor du fliegst, solltest du aber auch die folgenden Fragen beantworten können: Darfst du fliegen? Wie weit? Wie hoch? Welche Gebiete musst du vermeiden? Die Antworten darauf findest du in Schritt 4.
| Kostenpflichtig: XC Therm · burnair · meteo-parapente.com | 
Legal und ohne Ärger fliegen
Der Schritt 4 erspart dir Ärger und hilft dabei, neue Einschränkungen für alle Hängegleiterpilot*innen zu verhindern. Es geht darum, Lufträume, Einschränkungen und lokale Abmachungen zu respektieren. Hilfreich sind hierfür die Segelflugkarte, DABS und burnair.cloud.
- Segelflugkarte: Die Segelflugkarte solltest du lesen, wenn dir die Luftraumstruktur im Fluggebiet unbekannt ist. Die Segelflugkarte zeigt u.a. Kontrollzonen (CTR) und Nahkontrollbezirke (TMA), die zu vermeiden sind (PDF).
- DABS: DABS solltest du immer am Flugtagvormittag prüfen, ungeachtet dessen, wo du in der Schweiz fliegst. Dort erfährst du, ob Flugbeschränkungsgebiete (Restricted Areas) oder Gefahrengebiete (Danger Areas) aktiviert wurden (PDF).
- Lokale Abmachungen: In vielen Regionen gibt es Abmachungen zwischen den Einheimischen und dem regionalen Club. Dort ist festgelegt, welche Gebiete gemieden oder in ausreichender Höhe überflogen werden sollen. Infos dazu findest du auf SHV-Tafeln und bei burnair.cloud. burnair.cloud (PDF) liefert zudem u.a. grafisch aufbereitete Informationen zu Mindestabständen zu Flugplätzen und Heliports (PDF), Start- und Landeprozeduren, Parkmöglichkeiten und empfohlenen Flugstrecken. Kurz: Ein Abo bei burnair.cloud ist empfehlenswert.
Nun kennst du die Spielregeln für einen legalen und sorglosen Flug. Du bist nun bereit, zu fliegen. Der fünfte und letzte Schritt dient lediglich dazu, sicherzustellen, dass die Wetterprognose stimmt und dein geplanter Flugtag wie erwartet durchgeführt werden kann.
| Lufträume, Notam: | |
| Lokale  Besonderheiten: | |
| Hike and Fly: burnair.cloud · Wanderkarte | |
| Im Ausland: paraglidingmap · paragliding365 | |
| Infobänder: - Basel TMA: 061 325 34 67 | 134.675 - Zürich S1, S2, S3: 043 816 22 95 | 129.005 - Emmen, Buochs, Alpnach: 041 620 91 06 | 134.130 - Meiringen: 0800 49 63 47 | 130.150 - Locarno TMA: 091 816 17 44 | Facebook | 133.455 | 
Aktuelle Daten
Prüfen, was Sache ist
Eine Prognose ist nur eine Annahme, die zutreffen kann – oder auch nicht.
- Wind: Daher solltest du am Flugtag immer prüfen, ob die vorhergesagte Windrichtung und -stärke stimmen.
- Niederschläge: Bei angesagten Gewittern oder Regen lohnt es sich, kurz vor dem Flug einen Blick auf das Niederschlagsradar. Es liefert wertvolle Hinweise zur Bildung möglicher Gewitterwolken, ersetzt jedoch nicht die direkte Beobachtung des Himmels: Wachsen Quellwolken sichtbar und rasch an, solltest du rechtzeitig landen, bevor Turbulenzen oder kräftige Aufwinde den Flug gefährlich machen (PDF).
- Föhn: 
 In den Alpentälern ist es wichtig, nicht nur die prognostizierten, sondern auch die gemessenen Luftdruckunterschiede zwischen der Nord- und der Südseite der Alpen im Blick zu haben – insbesondere, wenn mindestens eine Isobare entlang der Alpen verläuft oder die Textprognose der Meteorologen Föhn ankündigt.
 
 Ein grober Anhaltspunkt lautet: Liegt der Luftdruck im Tessin um 4 hPa oder mehr über dem Wert auf der Alpennordseite, spricht man von einer Südföhnlage (=Föhn aus Süden). Das Phänomen Föhn lässt sich jedoch nicht ausschliesslich anhand dieser Zahl bestimmen. Zudem gibt es verschiedene Arten von Föhn (u.a. hochreichender Föhn (PDF) und seichter Föhn (PDF)).
 
 Vorsichtige und zu diesem Thema unerfahrene Pilot*innen ohne fachliche Begleitung verzichten deshalb auf Flüge in den Föhntälern auf der Nordseite der Alpen, wenn der Luftdruck in der italienischen Schweiz mindestens 4 hPa höher ist als nördlich der Alpen (Risiko für hochreichenden Föhn) oder wenn die Temperatur im Tessin unterhalb von 3'000 m niedriger ist als in der Nordschweiz (Risiko für seichten Föhn). Wer dennoch in den Alpen trotz Föhnlage fliegen möchte, kann mithilfe der Föhnindex-Karte von Meteo Schweiz und den aktuellen Windwerten von winds.mobi einsehen, wo derzeit der Föhn weht.
- Sicht: Bei Nebel, Hochnebel oder tiefen Wolken helfen die Webcams von MeteoSchweiz, Windy und Roundshot sowie die aktuelle Sonnenscheindauer, die Situation einzuschätzen. So lässt sich beispielsweise erkennen, ob der Startplatz oder das Fluggebiet im Nebel liegen oder ob sich die Sicht bereits verbessert hat.
| Wind: winds.mobi | |
| Föhn: Icon · windundwetter.ch | |
| Niederschlag: MeteoSchweiz oder MeteoSwiss-App | |
| Bewölkung: Satellitenbild · Sonnenschein | |
| Webcams: MeteoSchweiz · Windy · Roundshot | 
Erfahrungswerte, Statistiken, Weiterbildung
| Thermik: burnair · thermal.kk7 | |
| Talwind: burnair · Schweizer Karte | |
| Föhn: Schweizer Karte | |
| Hochnebel: Schweizer Karte | |
| Weiterbildung burnair Academy |